Die Ursprünge des Kartenspiels Piquet liegen im Dunkeln. Sicher ist nur, dass es in Europa entstand, ein sehr altes und traditionsreiches Spiel ist und gelegentlich mit leicht abweichendem Namen bezeichnet wird.
Ein anspruchsvolles Kartenspiel mit langer Tradition
Man findet neben der heute am häufigsten anzutreffenden Bezeichnung Piquet auch die Namen Piket, Pikett und Rummelpikett. Nach oft anzutreffender französischer Darstellung soll das Kartenspiel Piquet in Frankreich um 1390 entstanden sein.
Von deutscher Seite meint man allerdings nachweisen zu können, dass Pikett (d. h. Feldwache, Bereitschaftsdienst o. ä.) ursprünglich mit deutschen Karten gespielt wurde und somit also in Deutschland entstanden sein muss. Ähnliche Unklarheiten wie für das Entstehungsland gibt es auch für den Entstehungszeitpunkt. Dieser wird oft jünger angenommen und auf das frühe 16. Jahrhundert datiert, was allerdings ebenfalls fraglich ist.
1535 wurde Piquet von dem französischen Renaissance-Schriftsteller Rabelais zwar erwähnt, jedoch ist es nicht sicher, ob er damit auch exakt dieses Spiel gemeint hat.
Wesentlich besser abgesichert ist, dass Um 1650 das Spiel weit verbreitet war und damals nach Regeln gespielt wurde, die den heutigen sehr ähnelten.
Nachweisbare Dokumente entstanden ca. ein Jahrhundert später, denn der britische Spiele-Experte Edmond Hoyle veröffentlichte im Jahre 1744 eine kurz gefasste Abhandlung über Piquet in form eines Buches (engl. Book).
Regeln und Varianten des Kartenspiels Piquet – ein Überblick
Spieler: zwei bis fünf Spieler
Karten: 32 französische Piquetkarten
Für das Kartenspiel Piquet Spielregeln & Anleitung in einheitlicher und definitiver Form darzustellen ist nicht möglich, da sich im Laufe der historischen Entwicklung dieses Spiels mehrere Varianten etabliert haben. Allen gemeinsam ist, dass sie das Spiel zu einem der schwierigsten, aber auch interessantesten Kartenspiele machen.
Es wird heute sowohl mit französischen als auch mit deutschen Karten gespielt und Basis des Spiels sind meistens die Regeln des Briten Cavendish aus dem Jahre 1882 und vor allen Dingen die Regeln, die 1888 in Meyers Konversationslexikon formuliert wurden. Ursprünglich konzipiert wurde das Spiel für zwei Spieler. So wird es auch heute in der Regel gespielt. Jedoch sind inzwischen auch einige – allerdings selten gespielte – Varianten für drei, vier oder fünf Spieler entstanden.
Nachfolgend werden die grundsätzlichen Regeln dargestellt, die praktisch immer gelten. Dazu werden einige Spielzüge erläutert.
Für Details und vor allen Dingen spezielle Charakteristika einzelner Piquet-Versionen sei auf die einschlägige Literatur verwiesen, wie z. B. von Franz Unger „Das Kartenspiel Piquet“ aus dem Jahr 1931 oder von Heinrich Stich „Theoretisch-praktische Anleitung zum edlen Piquet-Spiele“ aus dem Jahr 1823.
Die Grundlagen und Ausgangsbedingungen des Spiels
Piquet wird mit 32 französischen Piquetkarten oder – weniger häufig – ebenso vielen deutschen Pikettkarten gespielt.
Jede Karte hat eine Wertigkeit, wobei das Ass elf Augen zählt, die Bilder zehn und die Augen-Anzahl der übrigen Karten je nach ihrer numerischen Bezeichnung zählen.
Das Stechen erfolgt in der üblichen Ordnung: Ass -> König -> Dame -> Bube -> 10 -> 9 -> 8 -> 7.
Trümpfe gibt es nicht. Zu Beginn erhält bei einem üblichen Zwei-Teilnehmer-Spiel jeder der beiden Spieler zwölf Karten. Die restlichen acht Karten werden als Talon (Stapel) verdeckt auf den Tisch gelegt.
Üblich ist es dabei, dass die oberen fünf Karten quer über die unteren drei gelegt werden.
Piquet bzw. Pikett kann auch mit deutschen Skat-Karten gespielt werden. Die vier Farben haben jeweils drei synonyme Bezeichnungen:
- Kreuz, Treff, Eichel
- Pik, Schüppen, Grün
- Herz, Coeur, Rot
- Karo, Eckstein, Schellen
Der Spielbeginn
Der erste Spieler wird „Vorhand“ genannt. Er wird vor Beginn des Spiels durch ein Losverfahren bestimmt. Er legt bei Spielbeginn die drei bis fünf Karten, von denen er annimmt, dass sie ihm am wenigsten nützen, verdeckt zur Seite und zieht zum Austausch eine gleiche Anzahl Karten von oben aus dem Talon. Diese Aktion wird „Kaufen“ genannt. Danach verfährt der Kontrahent in derselben Weise. Er muss mindestens drei Karten kaufen und maximal so viele, wie Vorhand auf dem Talon übrig gelassen hat.
Das Ansagen
Nach dem Kaufen folgt das Bewerten der Karten durch Ansagen und Zählen. Angesagt wird in folgender Reihenfolge:
- das Blatt (Rummel)
- die Folgen (Sequenzen)
- die Kunststücke
Dabei sagt Vorhand stets zuerst an, was der Kontrahent dann gelten lassen kann oder durch ein artgleiches, aber besseres Stück überbieten kann. Letzteres wird „Strafen“ genannt.
Der Rummel
Blatt oder Rummel ist die dominierende Farbe, die ein Spieler in der Hand hat, d. h. von welcher er am meisten Karten besitzt. Jede Karte wird dabei mit der Anzahl Punkte (Points) multipliziert, wie deren Anzahl ist. Daraus ergibt sich als Ergebnis die Quadratur der Anzahl. Hat ein Spieler z. B. die meisten Karten in Treff und ist deren Anzahl 5, so meldet er „5 Blatt“ und bekommt dafür 25 Points.
Die Sequenz
Eine Sequenz oder Folge ist die Anzahl der Blätter einer Farbe, die aufeinander folgen. Der Name der Folge und deren Wertigkeit hängt von der Anzahl ab:
- drei Karten = Terz = drei Points
- vier Karten = Quarte = vier Points
- fünf Karten = Quinte = fünfzehn Points
- sechs Karten = Sexte = sechzehn Points
- sieben Karten = Septime = siebzehn Points
- acht Karten = Oktave = achtzehn Points
Die Kunststücke
Ein Kunststück ist das Vorhandensein von je drei oder vier Karten der fünf höchsten Blätter, d. h. zwischen Ass und 10. Vier Asse bilden z. B. ein „Geviert“, was 14 Points bringt und drei Könige ein „Gedritt“ was 3 Points bringt.
Das eigentliche Spiel
Nach der Zählung spielt zuerst die Vorhand aus und während des Spielverlaufs muss die ausgespielte Farbe immer bekannt werden.
Im Spiel zählt dann jedes Ausspielen und jedes Stechen einen Point. Macht der Ausspieler den Stich, erhält er zusammen jedoch nur einen Point. Der letzte Stich nach Ausspielen der zwölf Karten wird mit drei Points bewertet. Wer nach dem letzten Stich die höhere Menge an Karten eingesammelt hat erhält dafür zehn Points zusätzlich. Ist die Anzahl der Stiche für beide Spieler gleich, können, je nach Übereinkunft, die zehn Points zurückgestellt und nach dem nächsten Spiel demjenigen gut geschrieben werden, der dann die meisten Stiche macht.
Piquet kann entweder nach Anzahl Partien oder nach Anzahl von Augen gespielt werden. Bei Partien wird bis maximal 100 Augen gespielt. Erreicht der Verlierer weniger als 50 Augen, so muss er mehr (meistens das Doppelte) als den ausgemachten Preis zahlen. Eine Partie besteht in der Regel aus sechs Spielen, wobei von Spiel zu Spiel das Geben gewechselt wird.
Weiter gehende Spielweisen und Ähnlichkeiten zu anderen Spielen
Da für das Kartenspiel Piquet Spielregeln & Anleitung ein hoch komplexes und umfangreiches Thema sind, konnten sie hier nur in den Grundzügen dargestellt werden. Zum Abschluss folgen einige weiter gehende und besondere Taktiken in kurzen Stichworten:
- „Neunziger“ und „Sechziger“ sind Multiplikatoren für bestimmte Spiel-Konstellationen
- „Weisse Karte“ hat ein Spieler, dessen Karten kein Bild enthalten
- „Rote Karte“ ist eine spezielle Zählweise, die vor Spielbeginn vereinbart werden kann
- „Bedienen“ ist zwingend, wenn man eine Karte der Farbe wie das ausgespielten Blatt hat, sonst darf beliebig zugeworfen werden
Zu dritt oder bei noch mehr Personen kann Piquet als „Piquet-Chouette“ nach derselben Methodik wie z. B. Écarté oder Backgammon gespielt werden. Weitere Varianten für mehr als zwei Spieler sind „Königspiquet“, „Räuberpiquet“ und „Normannisches Piquet“.
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